30 Jahre Seenotrettung mit FS SONNE
Retter von der SONNE
Die SONNE ist ein Hightech-Schiff der deutschen Forschungsflotte. Eigner der Forschungsschiffe ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Quynh Nhu Duong...
Martin Kull...
Nichts als Wasser
Als 6-jähriges Mädchen auf der Flucht
1.300 Kilometer Luftlinie über das Meer
Hunger, Durst und sengende Hitze
Retter von der SONNE
Vor etwa 30 Millionen Jahren entstand vor dem chinesischen Festland ein schmales Ozeanbecken, das sich im Laufe der Zeit zum heutigen Südchinesischen Meer ausdehnte. Wir wollten herausfinden, ob in den mächtigen Ablagerungen vor dem chinesischen Kontinentalrand Erdölvorkommen zu vermuten sind und ob sich im Zentrum des Meeres immer noch neuer Ozeanboden an aktiven submarinen Vulkane bildet.
(Fahrtleiter Dr. Hermann Kudraß über die wissenschaftliche Fragestellung der Fahrt)
Abweichung vom minutiösen Forschungsplan
Ein Bambuskorb als Beiboot
Der wissenschaftliche Fahrtleiter, Herr Dr. Kudrass, und der Kapitän beraten die nächsten Schritte. Zur gleichen Zeit verläßt ein kleines "Beiboot" (ein etwas größerer geflochtener Bambuskorb) mit vier Personen das voll besetzte Fischerboot und wird auf "Sonne" zugerudert.
(aus dem Kapitänsbericht der SO58)
159 Menschen auf zwei Decks
Das Boot sei mit ca. 150 Flüchtlingen am 19.8.88 um 3.00 Uhr Ortszeit von der Küste nahe Nha Trang auf die Reise gegangen. Es sei kaum noch Trinkwasserk, Proviant und kein Treibstoff für den Bootsmotor mehr vorhanden. Die Leute wären alle sehr durstig und entkräftet. Unter den 150 Menschen befänden sich ca. 35 Frauen, 70 Kinder/Jugendliche und 45 Männer.
Das Boot hätte keinen Kompaß und man hat die Orientierung völlig verloren. Das Ziel wären die Philippinen. Alle Personen an Bord wären Flüchtlinge, die dem Regime entkommen wollten. Zwei Frauen an Bord seien krank und zwei Frauen im 7. Monat schwanger.
Die Entfernung nach Manila vom Standort der "Sonne" zu diesem Zeitpunkt beträgt ca. 420 sm.
Um 13.35 Uhr kommt das Fischerboot mit den Flüchtlingen an Stb.-Seite längsseits FS "Sonne" und wird unter der Lotsenleiter festgemacht. Das Boot ist ca. 18 m lang und 6 m breit. Es besitzt drei kleine Luken unter Deck, ein kleines Ruderhaus befindet sich achtern. Die Flüchtlinge sind an Deck und unter Deck auf engstem Raum untergebracht.
(aus dem Kapitänsbericht der SO58)
Glück für die Geretteten: An Bord aller großen Forschungsschiffe gibt es ein Schiffshospital.
(aus dem Kapitänsbericht der SO58)
Endlich in Sicherheit
(aus dem Kapitänsbericht der SO58)
Rettung aus Seenot? Keine Frage!
Nach dem internationalem Seerechts-Übereinkommen von 1974 und nach seemännischer Tradition ist jedes Schiff auf hoher See dazu verpflichtet, Menschen in Seenot unverzüglich Hilfe zu leisten.
Schiff versenken
Rettung vor Forschung
Zwei gerettete Kinder tragen T-Shirts der VALDIVIA und SONNE
Reis mit Gemüse und Fleischeinlage
"Ich werde den Duft und Geschmack dieses Apfels niemals vergessen"
"Wenn man vier Monate auf See ist, muss man aus der Konserve leben."
Nhu mit 6 Jahren
Kapitän Martin Kull und der Sprecher der Boatpeople, Van, Vu Ngoc, beratschlagen das weitere Vorgehen.
Kurs auf Manila
Gruppenbild auf dem Arbeitsdeck
Der Jüngste an Bord
Personalliste in zwanzigfacher Ausführung
"Von der Agentur aus Manila trifft die Telexnachricht ein, daß alle Stellen informiert sind und die philippinischen Behörden jetzt auf die Garantieerklärung der Bundesregierung warten."
Kapitän Martin Kull möchte die Zukunft der Flüchtlinge auf keinen Fall einem ungewissen Schicksal überlassen. Daher telefoniert er mit der deutschen Botschaft in Manila. Der Kanzler der Botschaft teilt ihm mit, dass die Garantieerklärung der Bundesregierung zur Aufnahme der Flüchtlinge vorliegt.
Am 23. August 1988 erreicht die SONNE Manila. Kapitän Kull hält im Kapitänsbericht fest:
"Am 23.8.88 wird um 7.48 Uhr auf dem Quarantäne-Ankerplatz der Anker geworfen. Die Quarantäne-Behörde kommt um 7.50 Uhr an Bord und verläßt um 8.10 Uhr das Schiff. Die Immigrations-Behörde und der Zoll erscheinen um 8.30 Uhr an Bord. Um 9.20 Uhr telefoniert der Kapitän nochmals mit der deutschen Botschaft Manila und erhält die Auskunft, daß alles zur Ausschiffung der Flüchtlinge vorbereitet ist.
Um 9.22 Uhr wird der Anker gehievt, das Schiff verholt an den Liegeplatz Pier 15/Platz 4 in den Hafen von Manila. Um 10.30 Uhr liegt das Schiff gut und sicher mit Bb.-Seite am Liegeplatz fest.
Um 10.45 Uhr stellt sich Frau Isidra p. Enriquez vom Intergovernmental Committee for Migration beim Kapitän vor, um die Flüchtlinge von Bord zu holen. Der Kapitän bittet um Vorlage der offiziellen Note, bevor das Ausschiffen beginnt.
Um 15.00 Uhr triftt Dr. Duckwitz, Kanzler der deutschen Botschaft Manila, an Bord ein. Die offizielle Note liegt vor. Um 16.00 Uhr kommt Frau I. P. Enriquez vom ICM an Bord, drei große Busse stehen am Pier klar. Die Flüchtlinge werden gruppenweise gezählt und besteigen von 16.10 bis 17.10 Uhr die Busse. Es verlassen 159 Personen das Schiff."
Tạm biệt!
Nach drei Tagen an Bord geht die prägende gemeinsame Zeit auf der SONNE zu Ende und die vietnamesischen Flüchtlinge in Manila von Bord.
Abschied in Manila
"Als Dankeschön gehen wir nach Deutschland"
Ein Jahr Warten auf die Ausreise
Als Vietnamesin auf einer deutschen Grundschule
30 Jahre später
Mitglied in gleich zwei Schützenvereinen
Im Festzelt in seinem Garten begrüßt Gastgeber Dinh-Tan Vo seine Gäste. Ehrengäste sind die Stellvertretende Bürgermeisterin von Geseke, Susanne Schulte-Döinghaus, der ehemalige SONNE-Kapitän Martin Kull und die Wissenschaftler und Besatzung der SONNE, die ihn damals aus Seenot gerettet haben.
"Dank Ihnen habe ich die Möglichkeit bekommen, ein lebenswertes Leben aufzubauen."
"Aufgrund der Entscheidung von hilfsbereiten und mutigen Menschen vor 30 Jahren, die ich nicht kannte, wurde mein Leben so stark beeinflusst. Denn dank Ihnen habe ich die Möglichkeit bekommen, in Deutschland aufzuwachsen, eine gute Bildung zu genießen und ein lebenswertes Leben aufzubauen."
"Ein ganz großes Erlebnis"
Martin & Martin
"Ohne den Wunsch meiner Eltern, durch die Flucht aus der Heimat eine bessere Zukunft für mich zu gestalten, wäre ich nie Teil der deutschen Gesellschaft geworden."
"Ergreifend und toll"
"Für mich war es schön, mich persönlich bedanken zu können"
"Ich habe keine Angst während der Flucht gespürt, weil ich von Menschen umgeben war, die Mitgefühl und Menschlichkeit ausgestrahlt haben."
,,Die Flucht bleibt ewig in Erinnerung, die Dankbarkeit für mein erfülltes Leben gilt ewig dem deutschen Volk."
"Diese Menschen sind für uns ein großer Gewinn!"
"Ich möchte gerne etwas zurückgeben"
Die Rettung als Inspiration
Der Bambuskorb
Eine ganz besondere Bildergalerie
"Wie heißt dein Schiff denn?"
Damals und heute
Damals und heute
Damals und heute
Ein bombastisches Finale
Für immer verbunden
Heiß geliebte alte SONNE
Auch ihre Nachfolgerin, die neue SONNE, erfreut sich großer Beliebtheit bei Forschern auf der ganzen Welt.
Hochpräzise Satellitennavigation statt Sextant
Der wissenschaftliche Fahrtleiter von damals, Dr. Hermann Kudraß, ist bis heute engagierter Meeresforscher. Auch er ist begeistert ob der enormen technischen Fortschritte: "Was haben wir damals für Zeit damit vertan, einen bestimmten Punkt im Meer wiederzufinden! Wenn mit dem Echolot eine heiße Quelle gefunden war, haben wir oft lange gesucht, um diese Stelle für eine Beprobung wiederzufinden." Heute kann mit modernster Satellitennavigation ein Punkt auf dem offenen Ozean zentimetergenau angesteuert werden.
Die neue SONNE verfügt außerdem über eine Winde mit stahl-armiertem Kabel von zwölf Kilometer Länge - damit könnten die Forscherinnen und Forscher auch den Marianengraben untersuchen - mit einer Tiefe von rund 11.000 Metern die tiefste Stelle der Weltmeere.