Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern unterstützt auch in den kommenden Jahren die Spitzenforschung im Land. Dazu startete Wissenschaftsministerin Bettina Martin am 05. März 2024 das Förderprogramm „Anwendungsorientierte Exzellenzforschung in Mecklenburg-Vorpommern“ aus den EFRE-Strukturfondsmitteln 2021-2027. Das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten stellt insgesamt 38,5 Mio. Euro für Forschungsverbünde und Einzelprojekte zur Verfügung gestellt.
Gefördert werden exzellente Forschungsansätze, welche die drei Aktionsfelder und zwei Querschnittstechnologien der Regionalen Innovationsstrategie MV stärken. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der laufenden EU-Strukturperiode bis 2027. Damit knüpft das Land an ein früheres, erfolgreiches Exzellenzforschungsprogramm an.
Gefördert werden:
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 24 Forschungseinrichtungen des Landes beteiligten sich an den Ausschreibungen.
Forschungsverbünde und 46 Einzelprojekte wurden eingereicht und wissenschaftlich begutachtet.
Von Smart Farming und Algenanbau über Krebsforschung bis zur maritimen Navigation: Fünf Forschungsverbünde und zehn Einzelprojekte waren im Begutachtungsverfahren erfolgreich und erhielten aus den Händen der Wissenschaftsministerin Bettina Martin in Schwerin ihre Förderbescheide. Die Forschungsthemen sind vielfältig und spiegeln die Themenschwerpunkte der Regionalen Innovationsstrategie des Landes wider.
Die Forschungsverbünde erhalten jeweils fünf Millionen Euro, mit denen der Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft unterstützt wird. Zugleich werden exzellente Forschungsstrukturen gestärkt und neue wirtschaftliche Zukunftsfelder in MV erschlossen. Die Förderung läuft von April 2025 bis März 2029.
An den fünf Forschungsverbünden mit 35 Einzelvorhaben sind Forschenden aus 15 Forschungseinrichtungen beteiligt.
Neben den fünf Verbünden erhielten zehn Einzelprojekte ihre Förderzusage. Sie werden über zwölf Monate mit jeweils bis zu 300.000 Euro gefördert. Administrativ werden die Projekte durch das Landesförderinstitut bereut.
Hautkrebs ist die häufigste Krebsdiagnose bei Menschen – zwei bis drei Millionen Menschen weltweit sind jährlich davon betroffen. Diese Erkrankung umfasst verschiedene Formen, wobei das maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs) und nicht-melanotische Hautkrebsarten (heller Hautkrebs) wie das Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom die bekanntesten sind.
Hautkrebs stellt somit eine große Herausforderung für die medizinische Forschung dar und erfordert interdisziplinäre Ansätze, um weitere Durchbrüche zu erzielen. Dafür sollen in Target-H neuartige, KI-gestützte Diagnostikverfahren erprobt und die Behandlungsverfahren unter anderem durch den Einsatz einer optimierten Kaltplasma-Technologie verbessert werden.
Die Forschungsaktivitäten sind in das Comprehensive Cancer Center MV eingebunden, welches die Ge-sundheitsversorgung von Krebspatienten in Mecklenburg-Vorpommern verbessern will.
(c) Wirtschaftsfenster MV - TV Schwerin
Auf der 25. Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft in Rostock diskutierte der Verbundkoordinator Prof. Steffen Emmert – gleichzeitig auch Sprecher des CCC MV am Standort Rostock – mit der Wissenschaftsstaatssekretärin Susanne Bowen, mehreren Medizinerinnen und Medizinern beider Universitätskliniken sowie einer Vertreterin des Verbandes der Ersatzkassen in Mecklenburg-Vorpommern über neue Möglichkeiten im Kampf gegen Krebs.
Dabei wurden insbesondere die Fragen der verbesserten Versorgung von Patientinnen und Patienten im ländlichen Raum durch die beiden Standorte des CCC in Mecklenburg-Vorpommern diskutiert. Die neuen Forschungsansätze und hoffentlich auch künftig zur Verfügung stehenden Ergebnisse aus dem Projekt TARGET-H werden einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Vor- und Nachsorge bei Hautkrebs liefern.
Sicherheit und Effizienz des Schiffsverkehrs haben für die maritime Wirtschaft im Ostseeraum eine zentrale Bedeutung. Eine Grundvoraussetzung hierfür ist eine zuverlässige elektronische Navigation, die heute überwiegend von globalen Satellitennavigationssystemen (GNSS) getragen wird.
Das GNSS ist jedoch neben natürlichen, störenden Phänomenen wie Sonnenstürmen zuletzt auch gezielter Sabotage ausgesetzt, was die Navigationssicherheit von Schiffen auf der Ostsee gefährdet. Daher wird nach Alternativen zu GNSS gesucht, wodurch deutlich mehr Navigationsinformationen zur Verfügung stehen.
Seit einigen Jahren bauen maritime Administrationen im Verbund mit Forschungseinrichtungen und der Industrie das terrestrische Navigationssystem R-Mode im Ostseeraum auf. Die Leitung hierfür hat das Deutsche Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Validierungsmessungen in diesem System haben jedoch gezeigt, dass die R-Mode-Mittelwellensignale in der Nacht signifikanten Störungen ausgesetzt sind, was die Leistungsfähigkeit des Systems in diesem Zeitraum deutlich reduziert.
Um auch nachts die hohen Anforderungen für eine sichere Schifffahrt im R-Mode-System zu erfüllen, ist es von essentieller Bedeutung, die ursächlichen physikalischen Prozesse zu verstehen und beschreiben zu können. An dieser Stelle setzt das Verbundprojekt AIR-MoPSy an - unter Koordination der Universität Greifswald. Zusammen wollen die beteiligten elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vier Forschungseinrichtungen die relevanten Prozesse in der Atmosphäre und im Salzwasser der Ostsee entschlüsseln, die Einfluss auf die Ausbreitung der Mittelwellensignale in der Nacht haben.
Am 30. Juni 2025 gaben die Projektpartner gemeinsam mit Wissenschaftsministerin Bettina Martin den Startschuss für das Landesexzellenzforschungsprojekt AIR-MoPSY an der Universität Greifswald. Neben der Universität Greifswald sind das DLR-Institut für Solar-Terrestrische Physik, das DLR-Institut für Kommunikation und Navigation in Neustrelitz, das Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn und das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde Teil des Forschungsverbundes. Die Forschenden diskutierten gemeinsam mit der Wissenschaftsministerien Bettina Martin und der Vorsitzenden des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Prof. Anke Kaysser-Pyzalla, über die Herausforderungen, aber auch Chancen Ihres Forschungsansatzes.
Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel für die anwendungsorientierte Forschung und hat sich zurecht im Rahmen des Wettbewerbsaufrufs zur Exzellenzforschung als eines von fünf Projekten durchgesetzt. Es will unsere Sicherheit erhöhen, indem es die Navigation auf der Ostsee widerstandfähiger gegen Störungen macht.
Wissenschaftsministerin Bettina Martin
Mecklenburg-Vorpommern ist ein landwirtschaftlich geprägtes Land. Doch die Landwirtschaft leidet wie andere Branchen unter dem Fachkräftemangel. Hier setzt der Forschungsverbund AutoPasture an, der den Beruf des Landwirts attraktiver gestalten und die Arbeitsbedingungen vereinfachen will. Dazu sollen innovative, digitale Anwendungen für ein autonomes Herden- und Weidemanagement von Rindern getestet werden, bei dem stationäre und mobile Messtechnik zum Einsatz kommt. An verschiedenen Standorten werden sogenannte Reallabore etabliert, um die Haltung von Mutterkühen, Milchkühen und Wasserbüffeln mit digitalen Methoden zu unterstützen. Neben einer Optimierung der Tierhaltung ermöglicht das neue Weidemanagmentkonzept auch ein gezieltes Management des Pflanzenbestandes auf der Weide, wodurch u.a. die Ausbreitung giftiger Pflanzen minimiert werden kann.
Es geht los – nach der Beschaffung des notwendigen Equipments sind die ersten Testflächen installiert. Zäune wurde gesetzt – Sensoren angebracht. Auf mehreren Flächen in der Nähe von Dummerstorf sollen Färsen (geschlechtsreife Rinder) gehalten werden und dabei die Technik getestet werden, um das Weidemanagement zu verbessern.
Sind diese ersten Versuche erfolgreich, so sollen die Untersuchungen auf drei Höfen mit den drei unterschiedlichen Haltungsformen Milchviehhaltung, Mutterkuhhaltung und Haltung von Wasserbüffeln zur Landschaftspflege erweitert werden.
Die angestrebten Forschungsergebnisse sollen einen Beitrag zur regionalen wirtschaftlichen Entwicklung im ländlichen Raum von Mecklenburg-Vorpommern liefern. Alle weiteren Aktivitäten des Verbundes sind auf Instagram und LinkedIn verfolgbar.
Die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt muss ganzheitlich betrachtet werden. Dafür steht der One-Health-Ansatz. Diesem wichtigen Forschungsthema widmet sich das Projekt KI-TIERWOHL. Durch den Einsatz innovativer Technologien und Künstlicher Intelligenz wird das Tierwohl von Nutztieren und Labortieren erfasst. Zudem kann mit diesem Monitoring die Ausbreitung von Infektionskrankheiten und Tierseuchen frühzeitig erkannt werden. Die eingesetzten Technologien werden auch sozialwissenschaftlich bewertet.
Um dies zu erreichen, haben sich Forschende aus den Lebens-, Ingenieur- und Sozialwissenschaften in einem Forschungsverbund zusammengeschlossen. Mit dieser breiten Expertise sollen konkrete Hard- und Softwareprodukte entwickelt und in der Landwirtschaft und Forschung eingesetzt werden.
Die Science@Sail ist unter dem Motto „Volle Fahrt voraus für Wissen!“ fester Bestandteil der HanseSail geworden. Hier geben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Rostocker Forschungseinrichtungen spannende Einblicke in ihren Forschungsalltag. Diese Bühne nutzte auch KI-TIERWOHL bei der HanseSail 2025.
Verbundkoordinatorin Professorin Brigitte Vollmar und ihr Team ließen Besucherinnen und Besucher in die faszinierende Welt der Schweine und deren Sprache eintauchen. Darüber hinaus wurde das detaillierte 3D-Modell eines Milchviehstalls der Zukunft präsentiert, der eine moderne, tiergerechte und nachhaltige Milchviehhaltung ermöglicht. Den jüngsten Besuchern wurde mit kniffligen und unterhaltsamen Spielen das Thema Forschungsdatenmanagement nähergebracht und erklärt, wie wichtig eine standardisierte und gut dokumentierte Datenaufbereitung ist. Somit können aus den Forschungsergebnissen die richtigen Schlüsse gezogen werden.
Fazit: Am Science@Sail Stand wurde bei frischer Meeresluft und lockerer Atmosphäre das wichtige Thema der nachhaltigen, artgerechten Tierhaltung der Öffentlichkeit gut verständlich vermittelt.
Algen bieten ein großes Potenzial für die Ernährung von Tieren. Daher möchte der Forschungsverbund Alg4Nut mit der Verfütterung einheimischer Meeresalgen an Rinder die Tiergesundheit verbessern, aber auch durch die Verringerung der Methanfreisetzung und der Nutzung natürlicher Ressourcen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Insbesondere weisen Makroalgen - je nach Spezies - ein breites Spektrum an Inhaltsstoffen auf, die potentiell biotechnologisch und pharmazeutisch in der Tierfütterung oder Lebensmittelproduktion einsetzbar sind. Da es sich um marine Lebensformen handelt, steht ihr Anbau nicht in Flächenkonkurrenz zur Landwirtschaft.
Das interdisziplinäre Forschungsteam untersucht:
Im Projekt ist neben zahlreichen Laborexperimenten auch eine Machbarkeitsstudie zum Freilandanbau von Algen in einem Kühlwasserablauf der Energiewerke Nord im vorpommerschen Lubmin geplant.
Das Kick-off-Treffen des Konsortiums fand am 24. Juni 2025 an der Universität Rostock statt, bei dem das Projekt und seine Ziele öffentlich vorgestellt wurden.
Im Rahmen des Projekts sind unter anderem Fütterungsversuche mit einem Tierfutteranteil von 5 bis 10 Prozent Ostseealgen bei Milchkühen geplant. Hierbei steht die Funktion der Mikroorganismen aus dem Verdauungstrakt der Wiederkäuer im Mittelpunkt. Der Forschungsverbund untersucht mögliche Effekte von Algen-Zuckerverbindungen, den Polysacchariden, bei der Verwendung als Futtermittel bei Rindern.
Konkret soll herausgefunden werden, inwieweit Algen den klimaschädlichen Methanausstoß von Wiederkäuern verringern können. Ein weiterer Schwerpunkt ist, wie die aus den Algen freigesetzten Inhaltsstoffe entzündungshemmend wirken und somit den empfindlichen gesundheitlichen Zustand von Kühen vor und nach der Kalbung verbessern können.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie werden außerdem Anbautechniken für Grün- und Rotalgen an regionalen Standorten der Ostsee untersucht.
Neben der Universität Rostock und dem Forschungsinstitut für Nutztierbiologie Dummerstorf sind die Universität Greifswald, die Hochschule Neubrandenburg und die Universitätsmedizin Rostock an dem Projekt beteiligt.
Ich hoffe, dass das Projekt nicht nur wertvolle wissenschaftliche Ergebnisse hervorbringt, sondern auch neue Wege für die Bioökonomie innerhalb von Mecklenburg-Vorpommern eröffnet
Verbundkoordinator Prof. Dr. Mirko Basen